Zukunftsinstitut http://www.heiko-kleinhanns.de Sat, 31 Mar 2018 05:02:09 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.14 20 Jahre Trendforschung mit Matthias Horx: Vom Trend der Trendentzauberung http://www.heiko-kleinhanns.de/20-jahre-trendforschung-mit-matthias-horx-vom-trend-der-trendentzauberung/ http://www.heiko-kleinhanns.de/20-jahre-trendforschung-mit-matthias-horx-vom-trend-der-trendentzauberung/#respond Thu, 04 Sep 2014 10:44:03 +0000 http://www.heiko-kleinhanns.de/?p=951 Read more]]> 9911_0106_Joppen

„Was wohl morgen wird aus uns?“, wollte schon Marius Müller-Westernhagen im Song „Lass uns leben“ wissen. Es scheint, als sei die Sehnsucht nach dem Wissen um das Morgen tief im Menschen verwurzelt, sei es aus Sorge um die Zukunft oder als Vorfreude auf eine besser Zeit als die jetzige. Wir glauben durch Wissen Sicherheit und Planung in unsere Existenz zu bringen und verbringen manchmal viel Zeit mit dem Ausmalen des leeren Raums der Zukunft. Auch im unternehmerischen Kontext versuchen wir uns ständig auf das Künftige vorzubereiten und üben uns in Mutmaßungen über Märkte, Kunden und Gesellschaft 3.0. Doch das nächste große Ding wird immer das nächste große Ding bleiben. Künftige Entwicklungen vorauszusehen ist wie auf eine Wette zu setzen – und ob wir richtig stehen oder nicht, sagt uns meist das Licht. Oder Matthias Horx, einer der einflussreichsten Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum sowie Gründer des „Zukunftsinstitut”, das heute zahlreiche Unternehmen und Institutionen berät.

Auf Einladung des Zukunftsinstituts versammelt sich einmal im Jahr das Entscheider-, Vor- und Weiterdenkervolk in Frankfurt, um beim Zukunftskongress frische Impulse zu inhalieren. Eine Pflichtveranstaltung für jeden, der sich beruflich und gedanklich mit dem Kommenden auseinandersetzt. Durch das Programm des diesjährigen Kongresses zog sich neben dem Motto „Zukunft neu denken. Eine Vorwärtsbillanz“ auch die Freude über ein kleines Dienstjubiläum: 20 Jahre Trendforschung mit Matthias Horx. So sprach der charismatische Frontmann der Veranstaltung über persönliche Erlebnisse, Insights sowie mögliche Ausblicke und blieb dabei erfrischend Selbsthinterfragend. Denn nach 20 Jahren kann man sehr wohl bestimmen, wo man in seinen Prognosen eng an der entstandenen Realität lag und wo eher entfernt. Und das ist etwas, was diese Kongressveranstaltung besonders auszeichnete: Der ehrliche Umgang mit den Möglichkeiten aber auch den Grenzen der Zukunftsforschung, nach dem Motto „Hört zu, wir wissen nicht wie die Zukunft aussieht, aber wir trainieren zusammen in das vorbereitet sein.“

Trends, Thesen, Prognosen sind im unternehmerischen Kontext immer nur so brauchbar a.) wie der Glaube an das Eintreffen der Vorhersage und b.) wie es gelingt, die Informationen in den systemischen Kontext der Organisation gewinnbringend zu integrieren. Trends haben Gegentrends, so können die Dinge verlaufen, oder für gewöhnlich aber auch ganz anders. Dennoch, die Zukunftsforschung hilft uns ganz entscheidend dabei eingefahrene Denkbahnen zu verlassen und die Perspektive zu wechseln, auch mit der Erkenntnis, dass wir nichts „in Zukunft“ tun können, sondern nur jetzt aktiv sein können. Und wer sich und sein Unternehmen JETZT fit für die Zukunft machen möchte und selbst zu einem Zukunftsexperten werden will, dem sei das Event „Master of future Administration (MFA)“ von und mit Matthias Horx am 23. Oktober 2014 in Berlin ans Herz gelegt. Hier erwarten die Teilnehmer des Think-Tanks nützliche Aspekte über die Zukunft sowie konkrete Tools der Trend- und Zukunftsforschung mit dem Ziel, das neue Zukunftswissen anschließend auch gleich produktiv im Unternehmen und eigenen Berufsalltag einsetzen zu können.

Wussten Sie, dass eine „Best-Case“ Forschung existiert? Es gibt gute Gründe, dass die Zukunft auch besser als allgemeinhin angenommen werden könnte. Matthias Horx bewies dies eindrucksvoll auf seinem Abschlussvortrag des Zukunftkongresses. Auch sein aktuelles Buch „Zukunft wagen: Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren“ zeigt auf, wie Zukunft in unserem Kopf entsteht. „Es ist ein Buch über Zukunftsängste und Zukunftshoffnungen, über falsche und richtige Visionen, über den Segen des Zweifels und die Frage, warum wir vom Weltuntergang so fasziniert sind, dass wir nicht von ihm lassen können.“ Wir machen uns also eher Gedanken um das Schlimmstenfalls, doch es existiert auch ein Bestenfalls – und ob wir ein Schwarz- oder Buntmaler werden, liegt allein an unserer Einstellung – die Fakten sind Interpretationssache.

Das Klischee von Wahrsagern, haltlosen Vermutungen und Phrasendreschern wandelt sich im Bereich der Zukunftsforschung und manchmal wirkt Zurückhaltung inspirierender als Allwissenheit nebst allen Erklärungen für die Welt. Wie wir wissen, wissen wir nichts. Das positive daran: Erst diese Ungewissheit gibt wieder Raum für bisher Unvorstellbares und der geschickte Umgang mit Unvorhergesehenem führt zu neuen Möglichkeiten. Die Zukunft verläuft eben nicht linear, sondern das Neue entwickelt sich organisch. Matthias Horx ist einer der ersten, der diese Zusammenhänge in seine Arbeit mit einbezieht und somit die Zukunftsforschung relevanter, in Form von „nutzbarer“, denn je macht. Es ist ihm damit gelungen, ein feines Gespür für wesentliche Zukunftsfragen zu entwickeln. Zusammen mit der menschlichen Größe, die eigene Arbeit auch zu hinterfragen und zu widerlegen, wenn nötig, wird Matthias Horx zu einem authentischen und sinnstiftenden Vertreter seiner Zunft.

Was wohl morgen wird aus uns? Komm, lass’ uns leben. Sagt Westernhagen.

 

Foto Copyright: Zukunftsinstitut

]]>
http://www.heiko-kleinhanns.de/20-jahre-trendforschung-mit-matthias-horx-vom-trend-der-trendentzauberung/feed/ 0
Das Neue ist eine Illusion – ein Interview mit Matthias Horx http://www.heiko-kleinhanns.de/das-neue-ist-eine-illusion-ein-interview-mit-matthias-horx/ http://www.heiko-kleinhanns.de/das-neue-ist-eine-illusion-ein-interview-mit-matthias-horx/#respond Fri, 27 Sep 2013 07:15:28 +0000 http://www.heiko-kleinhanns.de/?p=551 Read more]]> Matthias-Horx-11-6816

Die Zukunft ist oftmals Fantasie-, Zufluchts- und Nebelort zugleich. Denken wir über neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle nach, kommen wir unweigerlich an einen Punkt, an dem wir versuchen müssen das Bild von morgen zu zeichnen. Wir wollen im Grunde genommen doch nur wissen: Funktioniert das? Anschließend ereifern sich Geschäftsleitung, Vertrieb, Marketingexperten und Mitarbeiter in langen Diskussionen über die anzunehmende Zukunft, meist mit dem Ergebnis zu keinem Ergebnis zu kommen. Und so kann die Entscheidung auch gewürfelt werden, mit ähnlicher Erfolgschance.

Oder man fragt jemanden der sich damit auskennt: Matthias Horx gilt als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Nach einer Laufbahn als Journalist (bei der Hamburger ZEIT, MERIAN und TEMPO) gründete er zur Jahrtausendwende das „Zukunftsinstitut”, das heute zahlreiche Unternehmen und Institutionen berät.

Im Vorwort des aktuellen Monatsmagazins des Zukunftsinstituts „Trend-Update“ schreiben Sie, dass sich die Zeit der technischen Utopien dem Ende entgegen neigt. Nach dem Verblassen der Markenreligionen wie bspw. Apple, dämmert uns langsam, dass die neuen Probleme der Zukunft im Grunde die alten sein werden:  Armut. Umwelt. Demokratie. Gesundheit. Konflikt. Kann das „Neue“ überhaupt jemals zum Antwortgeber oder Sinnstifter werden oder ist diese Zielsetzung per Definition schon nicht erreichbar, so dass dem Neuen lediglich flankierende Bedeutung zukommen kann?

Menschen sind „neotonische“ Wesen. Wir sind  immer besonders aufgeregt, wenn etwas Ungewohntes unsere Aufmerksamkeit erringt. Diese nervöse Eigenschaft hat unsere evolutionäre Fähigkeit zur Anpassung gestärkt, weil wir dadurch mit ungewöhnlichen Situationen besser zurecht kamen und Gefahren besser witterten. Aber in der Fixierung auf das „Neue“ liegt auch etwas Kindisches, Naives. Man muss nur mal Männer auf Auto-Messen beobachten… Sie halten den äußeren Schein für das Neue. In der Konsumgesellschaft ist das Etikett „neu“ oft eine Fälschung: Verkauft wird nur eine Variante, wie das „neue“ iPhone. Richtige Neuheiten, Durchbrüche, sind sehr selten. Man muss also das „Fake-Neue“ und das „Real-Neue“ unterscheiden lernen. Das reale Neue ist oft gar nicht technisch, es findet tief in den sozialen Verhältnissen statt. Und dort bleibt es oft lange unsichtbar.

Es gibt in der Geschichte gewisse Phasen, in denen technologische Innovation die Geschichte vorantreibt, und Phasen, in denen neue soziale Organisationsformen entstehen müssen – in eine solche Phase kommen wir jetzt. Die Eisenbahn machte vor 150 Jahren die industrielle Revolution möglich, aber sie erzwang und initiierte auch eine Welle neuer sozialer Erfindungen: Gewerkschaften, Pensionssysteme, Gesundheitssysteme, Genossenschaftsbanken, die das Projekt „Industriegesellschaft“ erst zum Laufen brachten. An solchen „Komplexitätslinien“ sind wir auch heute wieder. Die Frage ist nicht mehr: Können wir noch bessere Pillen erfinden oder tollere technische Diagnostik-Apparate. Die Frage ist: Wie können wir ein neues Gesundheitssystem entwickeln, das nicht nur immer teurer wird und tatsächlich die GESUNDHEIT der Menschen verbessert? Das heißt: ihr Verhalten, ihre Vorsorge, ihre Selbstwirksamkeit. Auch Sicherheitsprobleme wird man in Zukunft nicht mehr durch neue Militärtechnologie lösen können. Selbst wenn der NSA ALLES weiß, ist er im Grunde hilflos. Der Syrien-Konflikt zeigt, dass eine andere Art der Sicherheitsarchitektur möglich ist, außer dem „Bomber schicken“. Oder die Versorgung mit erneuerbaren Energien, das „Energy Grid“. Ist das nur eine technische Frage? Nein, da geht es ganz stark um intelligentere Steuerungen, neue Kooperationen, um eine andere Shareholder-Logik. Das meine ich mit der Durchdringung von technischer und sozialer Innovation.

Wir Unternehmer schielen immer auf die nächste große Sache in der Zukunft, worauf sollen wir setzen, worin investieren. Sie sagen nicht technische Innovationen werden die Zukunft prägen, sondern soziale Innovationen. Wenn wir bereit sind über neue Strategien der Zwischenmenschlichkeit nachzudenken, wo finden wir im Unternehmen von heute erste gedankliche Ansätze uns der Thematik, letztendlich auch gewinnbringend, zu nähern?

Zunächst gilt es, die verschiedenen Arten von Innovation zu verstehen und zu entscheiden, in welche Richtung man geht. Graduelle Innovationen sind immer notwendig, wenn eine starke Firma im Weltmarkt bleiben will. Viele deutsche Firmen sind sehr erfolgreich, ihre graduellen Innovationen perfekt zu organisieren – das sind die Weltmarktführer im Mittelstand. Dann gibt es „breakout“-Innovationen, in denen man ein völlig neues Marktsegment schafft und einen toten Markt durcheinanderwirbelt. Man denke an Nespresso-Kapseln: Das ist immer noch Kaffee, aber eben „ganz anders“. Und schließlich gibt es auch noch die Kategorie der disruptiven Innovationen, und dazu muss man ganz anders, gewissermaßen „aus der Fremde“, die Welt betrachten. Einstein hat mal gesagt: „Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung ausgeschlossen erscheint.“

Wir glauben jedoch vor allem an eine weitere Kategorie, die wir „Synnovation“ nennen. Dies ist eine Innovation, in der bereits vorhandene Elemente zugunsten einer höheren positiven Komplexität zusammengefügt werden – im Sinne der Lösung gesellschaftlicher oder individueller Probleme. Dafür muss man den Wandel der Gesellschaft besser verstehen, die tiefen Bedürfnisse, aber auch Frustrationen der Menschen. Bei solchen Innovationen braucht man eine ganz andere Strategie, die auf Netzwerkbildung, Kooperation und „Open Innovation“ aufbaut. Man gestaltet ein Kollaborations-Netzwerk, denn ein einzelnes Produkt, eine Technik, kann das Problem nicht lösen. Dieser Art von kollaborativer Innovation gehört unserer Meinung nach die Zukunft.

Eine weitere Möglichkeit das Neue in die Welt zu bringen, besteht in der Vermutung wie die Welt von morgen aussehen könnte. Wir sind dabei meist Mutmaßungen, Science-Fiction-Fantasien oder limitierenden Glaubenssätzen ausgesetzt und können kaum eine begründete Entscheidung fällen. Sie beschäftigen sich mit den Megatrends, die weitreichende Wirkung auf alle gesellschaftlichen Bereiche haben werden. Wie kann ich einen Trend von einer Modeerscheinung unterscheiden und wo finde ich einen ersten gedanklichen Faden um unter Berücksichtigung von Megatrends das Zukunftsknäul für mein Geschäft zu entwirren?

Hier geraten wir in eine große Konfusion. Science-Fiction Bilder handeln mitnichten von der Zukunft. Meistens geht es um Ängste, Zuspitzungen und Extreme – Alpträume, die aus linearen Zuspitzungen konstruiert sind. Die wirkliche Entwicklung jedoch verläuft evolutionär – also viel komplexer als in den oft linearen „Visionen“ der Science Fiction. Auch Megatrends eignen sich nicht wirklich zur Innovationsgenerierung, jedenfalls nicht im direkten Sinn. Im Grunde handeln sie von der „Kontinuität des Wandels“, von sehr langfristigen Strukturveränderungen. Megatrends sind gewissermaßen die „roten Fäden der Veränderung“. Man kann sie als Spiegel benutzen, in dem man die Wirklichkeit besser erkennt. Wenn man aber vorschnell versucht, ein Produkt daraus zu basteln und dem das Etikett „Megatrend“ anzuhängen, wird man scheitern. Alle Trends, auf die man sich „setzen“ kann, sind im Grunde Fehl-Allokationen. Trends kann man, wenn man damit Geld verdienen will, nur machen und „realisieren“ – wenn man sie imitiert, sonst sitzt man schon auf der Verliererseite.

Nassim Nicholas Taleb sagt in seinem Buch „Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen“ sinngemäß, wenn sich Unternehmen für eine unbestimmte Zukunft wappnen wollen, so tun sie gut daran wieder vermehrt auf das Prinzip „Trial and Error“ zu setzen und zunehmend Chancen in Optionen zu suchen. Deckt sich das mit Ihren Erkenntnisse und Forschungsergebnissen? Was empfehlen Sie Unternehmen zusätzlich, wenn Sie heute Grundsteine legen wollen für eine erfolgreiche Zukunft?

Talebs leicht verrückt klingende Formel vom „Umarmen des Zufalls“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. Wir müssen verstehen, dass der Zufall ein wesentliches evolutionäres Element ist – ohne ihn würde alles stagnieren, weil dann die „berechnenden Systeme“ in der Biologie – die Hirne – irgendwann alles „ausrechnen“ würden. Unternehmen müssen also lernen, nicht alles kontrollieren zu wollen und auf Zufälle zu achten. Viele Unternehmen befinden sich in einem Kontroll- und Kostenrausch, der früher oder später zur Erstarrung führt. Unsere Welt wird unruhiger, variabler, vielfältiger, und unser Geist sollte, nein, muss bei dieser Komplexität mitwachsen.

Im Oktober erscheint Ihr neues Buch mit dem Titel „Zukunft wagen – über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren“. Hier gehen Sie der Frage nach wieso wir die Aussichten für die Zukunft meist eher negativ bewerten. Was kann der Berufsoptimist Matthias Horx denjenigen zurufen, die voll Furcht und Sorge nach vorne blicken?

Nichts. Das funktioniert nicht auf Zuruf. In meinem Buch versuche ich, die Menschen dazu zu bringen, dass sie sich mit ihren inneren Ängsten produktiver auseinandersetzen. Aber das ist ein sehr intimer, persönlicher Prozess. Außerdem bin ich kein „Berufsoptimist“. Ich bin nur skeptisch gegenüber den ewigen Untergangspropheten und populistischen Jammerern.

Was sollte aus Ihrer Sicht noch unbedingt Erwähnung finden rund um die Fragestellung „Wie kommt das Neue in die Welt“?

Um das Neue zu verstehen, müssen wir begreifen, wie sich das Alte immer wieder neu erfindet, auf dem Wege der Varianz, der Selbstorganisation, der Resilienz. Nichts anderes ist Evolution: Re-Kombination, Re-naissance. Ketzerisch gesagt: „Das Neue“ gibt es gar nicht, es ist nur eine Illusion für unseren kindlichen, neotonischen Geist. Wer das erkennt, erhält Zugang zu einer neuen Kategorie des Neuen. Das wahrhaft Neue ist das Intelligentere. Das ist das Urprinzip der Evolution, ihr eigentliches Geheimnis. Aber verraten Sie´s niemandem weiter.

Buchwerbung Horx

Foto: Klaus Vyhnalek

]]>
http://www.heiko-kleinhanns.de/das-neue-ist-eine-illusion-ein-interview-mit-matthias-horx/feed/ 0
Megatrends als Blockbuster des Wandels http://www.heiko-kleinhanns.de/megatrends-als-blockbuster-des-wandels/ http://www.heiko-kleinhanns.de/megatrends-als-blockbuster-des-wandels/#comments Thu, 11 Jul 2013 07:26:26 +0000 http://www.heiko-kleinhanns.de/?p=496 Read more]]> Megatrends als Blockbuster des Wandels

Das Neue ist überall, die Bäume hängen voller Innovationsfrüchte, die Unternehmen müssten sie quasi doch nur noch pflücken – so einfach scheint die Situation oft für einen Außenstehenden. Doch wie kommt das Neue dann tatsächlich in die Welt? Vielleicht durch Mark Morrison, Innovationsberater in den Diensten der Zukunftsinstitut GmbH.

Das Faszinierende an der Veränderung ist, dass es so viele Wege zum Erfolg gibt. Ein Unternehmen kann sich der Fragestellung auf verschiedenen Ebenen nähern. Ein gedanklicher Ansatz: Man nehme die gesellschaftlichen und/oder kulturellen Trends und wende sie auf sein eigenes Geschäftsmodell an, um so neue Leistungen, Lösungen oder Produkte herauszuarbeiten. Was könnte die Welt und meine Kunden morgen interessieren, verfolgen wir aktuelle gesellschaftliche Veränderungen  z.B. in Bezug auf Globalisierung, Healthstyle, Green Economy, Individualisierung oder den demographischen Wandel? Und, reden wir über „Megatrends“ so sind dies nicht bloß Modeerscheinungen auf dessen Pferd zu setzen unter Umständen nur einen kurzen Ritt verspricht. Megatrends sind weitreichende Veränderungen in der Gesellschaft, sie entwickeln sich langsam, aber verwandeln immer grundlegend und langfristig unser Umfeld.

Herr Morrison, Ihre Berufsbezeichnung empfand ich auf Anhieb als ansprechend, sie verheißt Action pur, stets neue Welten und sogar einen Hauch von futuristischem Glamour. Was macht ein „Innovationsberater“, wie kann man sich Ihren Beruf vorstellen und besteht Ihre Arbeit nur im Verweilen bei Möglichkeiten aus der nebulösen Glaskugel oder umfasst sie auch ganz „bodenständige“ Aufgaben?

Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Ob „Innovationsberater“ oder „Projektmanager Innovation“, beide Titel umschreiben meine Tätigkeit gut. Letztendlich sind es jedoch nur Titel, die –da gebe ich Ihnen Recht- auch gewisse Erwartungen wecken können. Nichtsdestotrotz müssen diese Berufsbezeichnungen, wie bei jedem anderen Berufstätigen auch, mit Substanz gefüllt werden. Wir Menschen sind sozialisationsbedingt grundsätzlich sehr an ungewöhnlichen Titeln und besonders an Spannung verheißenden Themen wie der Innovation und der Zukunft interessiert. Dies habe ich mir in diesem Fall zu Nutze gemacht.

Zentrales Element meiner Tätigkeit am Zukunftsinstitut ist die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden und der Fokus auf seine individuellen Bedürfnisse, um ihn auf dem Weg in das vermeintlich „Unbekannte“ zu unterstützen, zu beraten und ihm auf diesem Wege neue Innovationsimpulse zukommen zu lassen. Ganz konkret arbeiten wir am Zukunftsinstitut dabei mit 11 zentralen Megatrends die bildlich gesprochen als unsere Seismographen für zukünftige Entwicklungen und Trends dienen. Megatrends sind die Blockbuster des Wandels: Megatrends muss man nicht „voraussagen”, denn sie sind schon da und markieren Veränderungen, die uns schon lange prägen und auch noch lange prägen werden. Sie sind Tiefenströmungen des Wandels, die als Entwicklungskonstanten der globalen Gesellschaft mehrere Jahrzehnte umfassen. Ein Megatrend umfasst alle Ebenen der Gesellschaft: Wirtschaft und Politik, sowie Wissenschaft, Technik und Kultur. Aus diesem Grund ist es entscheidend, zu wissen, welche Chancen und Risiken in diesen Trendentwicklungen liegen. Wer heute Entscheidungen trifft, kommt um die Gestaltungseigenschaften der Megatrends nicht herum. Megatrends verändern die Welt – zwar langsam, dafür aber grundlegend und langfristig. Mit dem, von Ihnen Eingangs erwähnten, Verweilen bei Möglichkeiten aus der nebulösen Glaskugel hat dies somit wenig zu tun.

Innovationen? Klar, ein Muss für uns! Dass „das Neue“ für Unternehmen von Nöten ist um zukunftsfähig zu bleiben, ist jedem Unternehmer und Geschäftsführer drückend bewusst. Dennoch erfolgt die wirkliche Veränderung, wenn, nur schleppend. Wo sehen Sie die Hauptursachen für die große Unfähigkeit in der Weiterentwicklung und was hilft Ihnen bei der Bewältigung dieser Hürden in der Praxis, im Unternehmensalltag?

Hierbei ist der entscheidende Faktor ganz klar Angst. Angst vor Veränderung und Angst vor Fehlern. Wir Menschen neigen dazu Dinge gerne fixieren zu wollen und uns eine möglichst sorgenfreie Umgebung einzurichten in welcher der erreichte, als äußerst angenehm empfundene, Status Quo möglichst lange gewahrt werden soll.  Dieses Verhalten und Denkmuster ist evolutionär erklärbar: Wenn wir dem Säbelzahntiger möglichst lange aus dem Weg gehen, wird er mich nicht fressen und ich werde überleben. Jedoch werde ich mich auf diesem Wege wohl kaum weit aus meiner Höhle wagen und somit auch nicht auf die Menschen eines anderen Stammes stoßen, welche Ihren Aktionsradius durch die Erfindung eines Speeres bereits beträchtlich erhöht haben. Der Speer steht in diesem plakativen Beispiel für die Innovation. Nur durch Sie kann ich meine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und gut gewappnet Zukunft aktiv beeinflussen. Angst ist bei Innovationsfragen nur hinderlich und muss daher überwunden werden. Wir versuchen den Unternehmen diese Angst zu nehmen indem wir Ihnen anhand unserer erwähnten Megatrends und konkreter Trendphänomene Licht ins Dunkel der, als scheinbar total unberechenbar wirkenden, Zukunft bringen.

Zudem ist ein weiterer entscheidender Faktor der wirkliche Wille zur Veränderung, gepaart mit der Reaktivierung von Kreativität. Unternehmen können noch so viele Workshops und Coachings belegen; diese werden alle nicht fruchten, wenn die internen Innovationsprozesse auf rein rationalen Aspekten basieren und konservative Strategien zum non plus ultra erhoben werden. Sprich: Das Bauchgefühl und hiermit einhergehend auch die Kreativität sind entscheidende Faktoren, wenn es darum geht Innovation wirklich zu leben. Wir sehen auf unseren Workshops immer wieder, dass Teilnehmer regelrecht aufblühen, weil Sie bei uns auf neutralem Boden nicht a priori den Stempel „unkreativ“ tragen.

Nun gibt es mannigfache Wege, Bücher, Spezialisten und schlaue Ratschläge das Neue in sein Unternehmen zu bringen. Welche Möglichkeiten, Methoden und Herangehensweise empfehlen Sie aus Ihrer Erfahrung heraus um sich dem Thema Innovation zu nähern: In Bezug auf die Findung und Entwicklung neuer Gedanken, dann auf die Prüfung der Ideen und letztendlich auch für die Umsetzung im Unternehmen?

Gehen Sie raus in das Leben und holen Sie sich die Inspiration direkt vor der Tür. Sie planen eine Innovation im Bereich des Einzelhandels, oder der Gastronomie? Schauen Sie sich genau an wie Menschen agieren – und dies ist entscheidend – weit weg von klinischen Studien und gänzlich ohne Zielgruppenbrille. Sie werden erstaunt sein, welche Details Ihnen auffallen werden. Viele Unternehmen haben den Fokus auf die „wahren“ Bedürfnisse der Konsumenten verloren und wundern sich dann, dass Produkte nicht so angenommen werden wie gedacht. So kann ich heutzutage ein modernes Automobil der oberen Mittelklasse mit allen erdenklichen technischen Funktionen ausstatten. Ob dieser technologische Overkill jedoch wirklich zielführend ist? Ich denke nein. Setzen Sie sich zum Vergleich in einen Wagen aus den 70er Jahren und Sie werden eine angenehme Leichtigkeit und Selbstbestimmung erfahren, die in vielen modernen Autos unter einem Mantel der Elektronik und des Komforts verhüllt ist. Verstehen Sie mich nicht falsch -technologischer Fortschritt ist unausweichlich und fördernswert – jedoch nicht nur um der Technologie Willen. Zusammengefasst: Stellen Sie den Menschen und seine Bedürfnisse, Wünsche und Ängste in den Vordergrund.

Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Generierung neuer Ideen ist der Besuch von branchenfremden Messen oder die tiefergehende Beschäftigung mit unternehmensfremden Branchen aus denen sich Innovationsimpulse ableiten lassen. Ich geben Ihnen ein Beispiel: In Berlin gibt es einen Waschsalon in welchen ein Cafe integriert wurde – loungiges Verweilen bei Snacks und Kaffee in Kombination mit Textilpflege; eine optimale Verknüpfung von zwei Dienstleistungen unter einem Dach. In diesem Kreuzen von Branchen liegt ein immenses Potential, welches wir am Institut mit unserer Cross-Innovations Methode in zahlreichen Cross-Innovations Workshops bereits erfolgreich eingesetzt haben.

Angenommen die Innovationsmöglichkeiten sind auf dem Tisch, die Daten und Fakten gesammelt, und alles soweit durchdacht, wie man meint, es durchdenken zu können. Dennoch ist die Bewertung von Neuerungen schwierig, da es nie wirkliche Gewissheit darüber geben kann, ob etwas funktioniert oder nicht. Loslegen oder nicht? Gibt es ein besseres Mittel als das Bauchgefühl?

Das erste Bauchgefühl ist ganz klar ein starker Indikator dafür, ob eine Innovation Früchte tragen wird, oder nicht. Eine fundierte Recherche und die Auswertung von Daten und Fakten dienen dann der Absicherung dieses Bauchgefühls. Und eines ist klar: Innovationsarbeit hat auch, wie im Vorfeld bereits erwähnt, immer etwas mit Mut zu tun. Angst ist kein guter Begleiter. Also: Die Zukunft gehört den Mutigen!

Sie sind tätig für das Zukunftsinstitut, welches sich zur Aufgabe gemacht hat strategisches Wissen für die Wirtschaft von morgen zu vermitteln. Welche Trends sind aus Ihrer Sicht für Mittelständische Unternehmen die beachtenswertesten? Mit welcher Aufgabenstellung sollte ich mich heute schon befassen um morgen noch kraftvoll zubeißen zu können?

Die großen Treiber des Wandels sind die bereits erwähnten Megatrends mit denen unser Institut arbeitet. An dieser Stelle seien beispielhaft 2 aufgegriffen. Neo-Ökologie ist einer dieser Megatrends. Er beschreibt die zunehmende Relevanz von Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz. So weist die zunehmende Ausbreitung der Trendphänomene „urban gardening“ und „urban farming“ darauf hin, dass die Menschen wirklich an einer lokalen, umweltschonenderen Art und Weise der Nahrungsmittelproduktion interessiert sind. Der Balkon wird beim „urban gardening“ durch eine wachsende Anzahl von Großstädtern sprichwörtlich zum Gemüseregal umfunktioniert und die eigenen Kartoffeln werden im Zuge des „urban farming“ aus dem Schrebergarten am Stadtrand bezogen.

Ein weiterer  Megatrend mit enormem wirtschaftlichen Potential ist die „Silver Society“. Dieser Terminus beschreibt den unausweichlichen demografischen Wandel in Deutschland und Europa. Die Alterung der Gesellschaft ist jedoch längst nicht mehr mit der bis dato vorherrschenden Schreckensvision der sprunghaften Zunahme von lethargischen Seniorenschwärmen und Pflegebedürftigen in Einklang zu bringen. Die Rentner der Zukunft sind selbstbestimmte, aktive Geister, welche durch spezielle „Seniorenangebote“ eher abgeschreckt werden. Sie wollen auf Augenhöhe angesprochen werden und verstehen sich als aktiver Bestandteil unserer Gesellschaft. Unternehmen und Services, die diesen Umstand berücksichtigen können nur gewinnen.

Was erscheint Ihnen abschließend erwähnenswert rund um die Fragestellung „Wie kommt das Neue in die Welt“?

Ich kann die Leser dieses Blogs nur dazu aufrufen mit offen Augen durch das Leben zu gehen und sich im Alltag immer mal wieder zu erlauben ein bisschen Kind zu sein. Kindliche Phantasie, frei von jeglichen erlernten Beschränkungen, ist der Grundstein für Innovation. Also, lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf! Sie werden erstaunt sein, wohin sie Sie führen wird.

]]>
http://www.heiko-kleinhanns.de/megatrends-als-blockbuster-des-wandels/feed/ 1